Autor: Ark
Datum:
Gebiet: Knochentempel im Wyrmdhal
Stumm starrten sich die zwei Kontrahenten an, der eine wuetend und
wild entschlossen, der andere ruhig und vollkommen ausgeglichen. Die
Stille war zum Zerreissen gespannt, beide Antipoden waren der Diskussion
muede, denn sie hatte sich, wie zu erwarten war, als fruchtlos erwiesen.
'Wenn das Euer letztes Wort ist, Druide, dann wuensche ich Euch viel
Glueck in den naechsten Wochen, denn Ihr werdet es brauchen.'
Mihails Augen zuckten hin und her, als vermutete er, von Schergen des
Druiden ueberfallen zu werden, sobald er den Saal verlassen wuerde.
'Dieser Tempel gehoert der Schuppengemeinschaft, Ihr habt darueber nur
ein schaendliches Knochenhaus gestuelpt und es mit Tod und Schatten
gefuellt.'
Des Schreindruiden Miene verfinsterte sich weiter, als er fortfuhr:
'Ihr gehoert nicht hierher, versteht Ihr das nicht ? Die Wyrmmutter
wird Euch und Eure unheilige Bande nie akzeptieren, es wird keinen
Frieden geben. Und ich werde sicherlich nicht in Eurem Namen die
Schuppengeborenen bitten, ihren jahrtausendealten Tempel aufzugeben.
Je schneller Ihr das akzeptiert, umso frueher wird hier wieder Frieden
herrschen. Geht fort und baut Euer groteskes Knochengemaeuer weit
weg wieder von hier auf. Hel ist an diesem Ort nicht willkommen.'
Stille kehrte ein.
'Und dies ist also Eure Meinung ? Habt Ihr sie gut ueberdacht und die
moeglichen Folgen gegeneinander abgewogen ? Seid Ihr sicher, dass
sich durch Euer ungestuemes Auftreten die Interessen so einfach
ausgleichen lassen ? Habt Ihr eine Ahnung, was die Weisen meines
Volkes ... Eures Volkes ... vorhersagten ?
"Und als die Echsen sich erhoben, verging die Menschlichkeit. Aber
hoeret wohl, sie ruhte nur, denn verloeschen wird sie nicht, es sei
denn, der Kopflose Moench will uns strafen. Einst wird die Zeit
kommen, da der Heilsbringer kommen wird, ein Glaeubiger, so rein,
dass die Echsen sich kruemmen muessen vor seinem starken Willen, der
genaehrt ist von Glauben und Mut."
Ich denke, dass Ihr diese Weissagung kennt, es ist die Prophezeiung
Jemenia des Einsamen. Ihr koennt sie nicht leugnen, auch sie ist Teil
Eures Daseins, denn Ihr habt eine Haut wie wir, und nicht wie SIE !'
Da lachte der Druide herzlich, waehrend der alte Mann zitternd vor Wut
seine Niederlage eingestehen musste. Zwei maechtige Gestalten aus
Basalt hielten ihn in einem unbarmherzigen Griff gefangen, er konnte
sich kaum ruehren.
'Mihail ... Ihr koennt mich nicht vertreiben. Mit mir zieht mein Gott
hier ein, sicher habt Ihr von ihm gehoert. Und er gibt nicht nur mir
Kraft, nein, er schenkt auch den Schuppengeborenen neue Hoffnung,
denn eins hat er mit ihren Geistern und mythischen Geschoepfen gemein:
die Abneigung gegen alles, was den Tod verehrt. Seht Euch hier um,
koennt Ihr nicht erkennen, dass dieser Saal bereits von ihm, unserem
Erdmeister, erfuellt ist ? Spuert Ihr ihn nicht, diesen Willen zu
leben ? Selbst der scheinbar tumbe Stein glitzert heller im Schein
des Fackellichts, die Erde ist dunkler, fruchtbarer, und viele Triebe
wuerdet Ihr sehen, wie sie weit ueber uns einen kraeftigen Wald
bilden. Ja, all das ist sichtbar ... wenn man sich nicht dem Tod so
sinnlos hingibt. Doch nun genug geschwatzt ... hinfort mit Euch, ich
denke, der Worte wurden nun genug gewechselt.'
Eine lange Schweigepause folgte, waehrend derer die Gesichtszuege des
Alten sich immer mehr in Wut verzerrten. Die Basaltgolems loesten den
harten Klammergriff, so dass sich der fahle Totenheiler wieder ein
wenig bewegen konnte.
'Also habt Ihr Euch fuer den Untergang entschieden. Gut, es sei, umso
frueher werdet Ihr im Antlitz Hels Eures Irrtums bewusst. Ich gebe
Euch Recht, denn es ist in der Tat sinnlos, fruchtbare Worte auf den
sterbenden Koerper eines Narren zu vergiessen. Ich warte an der
Schwelle der Transzendenten Passage auf Euch ... bald.'
Mit diesen Worten drehte sich der Alte um und verliess den Schrein von
Y'al Terram.
*** ARK * the * Magnificent ***